Bin ich bereit, mein Herz zu verschenken? - Das frage ich mich gerade, und zwar richtig wörtlich, nicht in irgendeinem übertragenen Sinn. Denn gestern hat mir meine Krankenkasse einen neuen Organspenderausweis zugeschickt. Ich erinner' mich, dass ich schon mal irgendwann drüber nachgedacht hatte, als sich 'n paar Kollegen über Organspende unterhalten haben. Aber so richtig weitergesponnen hab ich den Gedanken nicht mehr. Mir war nicht ganz wohl dabei. Und jetzt liegt da so'n kleines gelb-blaues Kärtchen vor mir auf dem Küchentisch und fünf leere Kringel starren mich an. Denn einer von denen will angekreuzt werden. Will ich das? Dürfen mir nach meinem Tod Organe und Gewebe entnommen werden? Und wenn ja, erlaub' ich das für alle Organe, oder will ich Ausnahmen machen? Ich kann mir vorstellen, dass es für viele Leute gute Gründe gibt, die dagegen sprechen, zum Beispiel das Kriterium vom Hirntod. Die Frage nach dem Zeitpunkt des Todes ist noch immer ein echtes Streitthema und nicht eindeutig geklärt. Ist ein hirntoter Mensch denn schon richtig tot? Andere Leute möchten nicht, dass ihr Herz oder ihre Augen gespendet werden, weil sie glauben, darin würde so viel von ihnen selbst liegen, also sowas wie ihre Seele. Und die wollen sie auch nach ihrem biologischen Tod nicht verlieren, sondern mit ihr auferstehen. Ich selbst kenne keine Leute, die schon mal ein Organ von einem Spender oder einer Spenderin bekommen haben. Die Frage, ob man sein Herz verschenken möchte, die kann man keinem abnehmen - und die sollte man auch keinem anderen überlassen, finde ich. Da muss sich doch jeder mal selbst 'n paar Gedanken zu machen und sich entscheiden. Ich jedenfalls will mich von den fünf leeren Kringeln auf meinem Organspenderausweis jetzt nicht länger nerven lassen. Und ich kreuz' jetzt einen an.
aus Kirche in EinsLive
Autor: Daniela Kornek Münster